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Wenn Blase und Beckenboden Probleme machen

Kontinenz- und Beckenbodenprobleme zählen zu den häufigsten Erkrankungen, mit denen Frauen – quer durch alle Altersgruppen – zu kämpfen haben. Beide Krankheits-bilder lassen sich auf ähnliche Ursachen zurückführen, wie z.B. die Belastungen durch Schwangerschaft und Geburt, eine angeborene Bindegewebsschwäche oder schwere körperliche Arbeit bis hin zu einem veränderten Hormonstatus während der Wechseljahre. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität sind in den meisten Fällen enorm: Viele Betroffene schämen sich für ihr Leiden und haben Angst vor ungewolltem Harnverlust in der Öffentlichkeit. Im schlimmsten Fall ziehen sie sich nach und nach aus dem sozialen Leben zurück. „Die Erkrankung wird häufig selbst bei einem Arztbesuch verschwiegen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, um sie zu heilen, oder zumindest die Symptome zu verbessern. Und in den meisten Fällen muss es auch nicht immer gleich eine Operation sein“, beschreibt Dr. Yvonne Norpoth. Sie ist Ärztin der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie im St. Josef-Krankenhaus und betreibt gemeinsam mit zwei Kolleginnen die Urogynäkologische Ambulanz, in der alle Beschwerden in Zusammenhang mit der Funktion der Blase sowie der Senkung des weiblichen Genitals (Beckenbodensenkung) behandelt werden. 

Frühzeitige Diagnose ist wichtig

„Je früher man einen spezialisierten Arzt aufsucht und eine geeignete Therapie beginnt, desto größer sind die Erfolge“, erklärt auch Dr. Siddika Kalinyaprak. Am Beginn jeder Behandlung steht eine gründliche Abklärung der Symptome. Zu den häufigsten Untersuchungsmethoden bei unfreiwilligem Harnverlust gehören Ultraschall, eine Messung des Blasendrucks (Urodynamik) oder auch eine Blasenspiegelung (Zystoskopie). „Diese Untersuchungen werden meist in speziellen Urogynäkologischen Ambulanzen angeboten“, so Kalinyaprak. Erst dann kann die genaue Form der Kontinenz (Belastungs- oder Dranginkontinenz sowie Mischformen) definiert und die bestmögliche Behandlung festgelegt werden. Ein häufiges Thema ist auch die Blasenschwäche nach einer Geburt („postpartale Inkontinenz“). 

Eine Senkung des aus Muskeln, Bändern und Bindegewebe bestehenden Beckenbodens wiederum wird mithilfe von Ultraschall und einer gynäkologischen Untersuchung diagnostiziert. „Aufgabe des Beckenbodens ist es, wichtige Organe wie die Gebärmutter, die Blase und den Darm in der jeweiligen Position zu halten. Wird die Beckenbodenmuskulatur geschwächt, können diese Organe absinken“, erklärt OÄ Dr. Alice Trübswasser, ebenfalls Gynäkologin im St. Josef-Krankenhaus. 

Am Anfang steht die konservative Therapie

Die Behandlung erfolgt immer individuell; zur Verfügung stehen neben konservativen auch operative Maßnahmen. „In vielen Fällen lassen sich die Beschwerden auch ohne Operation deutlich reduzieren“, versucht Dr. Norpoth die Angst zu nehmen. Sie erlebt in der Praxis immer wieder, dass viele Betroffene glauben, dass nur ein operativer Eingriff helfen kann – weit gefehlt. Neben gezieltem Beckenbodentraining hat sich bei Inkontinenz auch Physiotherapie, die Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur oder die Einnahme gut verträglicher Medikamente bewährt. Zur Linderung der Beschwerden einer Beckenbodensenkung kann man auf die Anpassung eines Pessars zurückgreifen. „Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können wir unseren Patientinnen auch moderne und schonende Operationsverfahren wie z.B. die Anhebung und Stabilisierung der Harnröhre mit Hilfe eines Bändchens anbieten“, so Norpoth. „Wichtig ist: Eine Lösung für Probleme mit Blase und Beckenboden gibt es so gut wie immer.“ Wie eine Lösung aussehen kann, wird immer individuell und unter Berücksichtigung des Leidensdrucks bzw. abgestimmt auf die Wünsche der Patientin besprochen. 


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