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Caritas-Generalsekretärin fordert "Pakt für Kinder"

Seit 1. Oktober leitet Mag.a Anna Parr als neue Generalsekretärin die Geschäfte der Caritas Österreich. Mit Parr gewinnt die Caritas eine Managerin mit langjähriger Erfahrung im Gesundheits- und Sozialbereich.

Im Rahmen einer Pressekonferenz betont die 46-jährige Managerin, dass ihr die Themen Kinderarmut und Pflege sehr am Herzen liegen. Auch die Digitalisierung von Angeboten im Sozialbereich möchte sie in ihrer Funktion als Caritas Generalsekretärin besonders weiterbringen. In Ihrem Statement macht Parr eingangs auf die spürbaren sozialen Folgen der Corona-Pandemie aufmerksam. „In unsere 53 Sozialberatungsstellen in ganz Österreich kommen derzeit deutlich mehr Menschen, die sich zum ersten Mal an die Caritas wenden müssen, als im Vorjahr.

In der Steiermark waren es im vergangenen Halbjahr um 37% mehr und in Teilen Niederösterreichs sogar um 41% mehr Erstkontakte“, so Parr. „Menschen, die nie zuvor gedacht hätten, sich um Unterstützung an die Caritas wenden zu müssen, kommen zu uns in die Beratungsstelle, weil sie nicht mehr wissen, wie sie die Miete begleichen sollen.

Pakt für Kinder: Materielle Absicherung, Bildung und Gesundheitsförderung

Besonders trifft die Corona-Krise Kinder und Jugendliche. Sie haben während des Lockdowns am stärksten unter Einsamkeit gelitten, sozial benachteiligte Kinder haben den Anschluss in der Schule verloren und Jugendliche und junge Erwachsene sind überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Parr begrüßt daher die Initiative des Sozialministeriums für eine nationale Strategie zur Armutsvermeidung, in der Kinderarmut ein eigener Schwerpunkt sein soll.

Für sie ist klar: „Im Kampf gegen Kinderarmut muss auf verschieden Ebenen angesetzt werden. Um allen Kindern eine altersgerechte Entwicklung, soziale Teilhabe und ein Leben ohne Armut zu ermöglichen, fordern wir als Caritas einen ‚Pakt für Kinder‘.“ Dieser soll sich auf die drei Säulen materielle Absicherung, Bildung und Gesundheit stützen.Ausbildungsoffensive und Pflegeimage stärkenIm Hinblick auf die hohen Arbeitslosenzahlen betont Parr, dass die Pflege ein Jobmotor ist. Bei der anstehenden Pflegereform steht für sie eine notwendige Ausbildungsoffensive an vorderster Stelle.

„Es muss uns gelingen, künftig durch viele verschiedene Ausbildungswege einen Zugang zu den Pflege- und Sozialberufen zu schaffen. Ausbildungen müssen lückenlos und flächendeckend in ganz Österreich – und zwar kostenlos für alle – möglich sein“, sagt Parr. „Es braucht auch ein Zurechtrücken des Images der Pflege in den Köpfen der Menschen. Wir wissen, dass viele Menschen den Pflegeberuf derzeit nicht in Betracht ziehen, weil sie nur die Schwierigkeiten, nicht aber die schönen Seiten dieses Berufs sehen,“ so Parr weiter. Die Pflege ist ein sinnstiftender Job mit vielen Facetten und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Die Tätigkeitsfelder reichen von der Behindertenarbeit über die Langzeitpflege bis zu den mobilen Angeboten.Mit positivem Blick auf die Zukunft des SozialbereichsParr betont, dass die Corona-Pandemie einen Modernisierungs- und Digitalisierungsschub ausgelöst hat und so auch etwas im Positiven bewegt hat.

„Innerhalb der Caritas und bei anderen Organisationen sind im vergangenen halben Jahr viele Angebote entstanden. Klar ist: dabei müssen immer die Menschen und ihre individuellen Bedürfnisse im Fokus bleiben. Wir sollten die Chancen der Digitalisierung auch weiter nützen; um Pflegerinnen und Pfleger zu entlasten, um ihnen Zeit freizuschaufeln für die wertvolle Arbeit und vor allem Zeit mit den Menschen“, so Parr. Die notwendige digitale Weiterentwicklung koste auch Geld. „Für Investitionen müssen noch Lösungen gefunden werden“, sagt Parr.

Caritas Präsident Michael Landau betont in seinem Statement, dass Anna Parr in einer besonders herausfordernden Zeit zur Caritas Österreich wechselt. „Die Corona-Krise ist ein Stresstest für viele Menschen in unserem Land. Die Hilfe der Caritas wird an allen Ecken und Enden gebraucht. Anna Parr war langjährig in leitender Funktion bei der Vinzenz Gruppe, sie weiß also, wie man eine Organisation führt. Sie hat ausgewiesene Erfahrung im Gesundheits- und Pflegebereich. Sie kennt den Sozialbereich und viele der handelnden Personen gut und hat sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet.

Anna Parr ist eine äußerst kompetente Person, der ich zutraue, die Caritas auch in den herausfordernden Zeiten, die vor uns liegen, sicher zu führen“, freut sich Caritas Präsident Michael Landau. „Oft ist es ja unsere Aufgabe, jenen Menschen, die sonst nicht gehört werden, eine Stimme zu geben. Ich bin sehr froh, dass diese Stimme nun stärker als bisher eine weibliche sein wird.“

Foto: thomasmeyerphotography