
Zuckerbesteuerung ist der falsche Ansatz
„Die jüngste WHO-Empfehlung, Zucker in alkoholfreien Erfrischungsgetränken zu besteuern, ist der falsche Ansatz. Denn Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen sind in der modernen Gesellschaft häufig. Daran ist aber nie ein Lebensmittel oder ein einzelner Bestandteil der Ernährung ‚schuld‘, sondern ein Mix aus mangelnder Bewegung, Stress, genetischer Disposition, Schlafmangel und ungesunder Ernährungsweise. Auch ist der Lenkungseffekt einer solchen Zuckersteuer bei Getränken denkbar gering: Untersuchungen zeigen, dass zB in Österreich der Beitrag von Limonaden zur täglichen Energieaufnahme im Durchschnitt bei bescheidenen 2 % liegt. Da liegt auf der Hand, dass sich durch eine Besteuerung von alkoholfreien Erfrischungsgetränken Übergewicht nicht bekämpfen lässt“, erläutert Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie.
Die immer wieder als Best-Practice zitierte Softdrinksteuer in Mexiko hat in der Praxis daher auch keine überzeugenden Ergebnisse gebracht:
Im Durchschnitt wurden täglich nur ca. 6 Kalorien eingespart, was bei einer Gesamtaufnahme von etwa 3.000 Kalorien lediglich ca. 0,2 % Reduktion bedeutet. Vor allem hat sich gezeigt, dass einkommensschwache Konsumentinnen und Konsumenten von der Steuer zentral betroffen waren. Diese staatliche Maßnahme kostete rund 10.000 Arbeitsplätze.
Steuern auf Lebensmittel oder einzelne Nährstoffe wie Zucker oder Fett sind bereits in verschiedenen Staaten gescheitert, etwa in Dänemark. So zeigt zuletzt auch der McKinsey Global Institute’s 2014 Report, dass Steuern auf Getränke eine der am wenigsten wirkungsvollen Maßnahmen der öffentlichen Hand ist, um die Kalorienmenge in der Ernährung insgesamt zu reduzieren. Dass es letztlich um die Gesamtenergiezufuhr durch Ernährung ankommt, wird auch durch die Daten der WHO selbst gestützt. Als eindrucksvoller Beweis für die wahren Gründe von Adipositas gilt die Tatsache, dass der Zuckerkonsum in Großbritannien über 12 Jahre von 90 auf 70 g pro Person und Tag zurückgegangen ist, gleichzeitig aber auch die Stunden der körperlichen Aktivität pro Woche bei Kindern von 12 auf 10 gesunken sind. Adipositas nachhaltig reduzieren heißt daher, die Energiebilanz zugunsten von mehr Bewegung zu verbessern.
„Alle diese Steuern machen nur die Geldbörsen leichter, nicht aber die Menschen“, kritisiert Koßdorff. Bildung und fundierte Information zur Förderung eines ausgewogenen Ernährungs- und Lebensstils wäre effizienter und nachhaltiger als Steuern auf Lebensmittel.
Um Konsumentinnen und Konsumenten bei einem ausgewogenen Ernährungsstil optimal zu unterstützen, bieten Lebensmittelhersteller ein breites Spektrum an Lebensmitteln an - von traditionell über kalorien-, zucker-, fett- und salzreduzierte Produkte in unterschiedlichen Packungsgrößen und Zubereitungsformen. „Die Lebensmittelkennzeichnung ist so umfassend, dass für die Verbraucher klar ersichtlich ist, welche Zutaten und Nährwerte das Lebensmittel enthält. Dabei wird der Gehalt an Zucker ebenso angegeben sowie alle anderen süß schmeckenden Kohlenhydrate wie etwa Fructose, Maltose und Saccharose“, ergänzt Koßdorff abschließend.
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