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TikTok: Kinder vor sexueller Belästigung schützen

Soziale Netzwerke wie „TikTok“, auf denen viele Heranwachsende aktiv sind, werden von pädosexuellen NutzerInnen missbraucht: belästigende Kommentare, Aufforderungen zu sexuellen Handlungen und Nachrichten mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Der Medienratgeber „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ rät Eltern, die Profile ihrer Kinder möglichst sicher einzurichten und über die Risiken aufzuklären.

TikTok ist besonders bei jungen NutzerInnen beliebt: Laut JIM-Studie 2019 nutzen rund 20 Prozent der Befragten zwischen 12 und 15 Jahre die Kurz-Video-App täglich oder mehrmals pro Woche. Das lockt pädosexuelle NutzerInnen an, die Beiträge sexualisieren, in denen Kinder und Jugendliche zu sehen sind. Sie fordern die Mädchen und Jungen über Kommentare und Nachrichten zu freizügigen oder sexuellen Handlungen auf und setzen die Beiträge durch anstößige Emoticons oder Wörter in einen sexuellen Kontext. Per Direktnachricht versuchen sie, sexuelle Kontakte anzubahnen (Cybergrooming). SCHAU HIN!-Mediencoach Iren Schulz empfiehlt Eltern daher, sehr zurückhaltend mit TikTok umzugehen und ihre Kinder bei der Nutzung zu begleiten. Dabei geht es vor allem darum, das TikTok-Profil gemeinsam und möglichst sicher einzurichten. „So können Eltern über Risiken und Gefahren aufklären und stehen als Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin zur Verfügung“, so Schulz. „Es kann gemeinsam überlegt werden, welche Videos in welcher Form veröffentlicht werden können und welche Profileinstellungen wichtig und sinnvoll sind.“

Profil sicher einrichten
Durch TikToks Voreinstellungen sind neu eingerichtete Profile immer öffentlich. Beiträge der Kinder können so von anderen gesehen, kommentiert, gespeichert und weitergeleitet werden – zum Teil ohne, dass diejenigen selbst ein TikTok-Konto besitzen. „Ganz entscheidend ist es deshalb, in die Privatsphäre-Einstellungen zu gehen und das Profil auf ‚privat’ zu stellen“, rät Mediencoach Iren Schulz. „Bei einem privaten Profil hat das Kind mehr Kontrolle darüber, wer die eigenen Posts sehen, kommentieren und teilen kann. So haben nur Personen Zugriff auf Beiträge, die auch eine Genehmigung zum Folgen des Profils erhalten haben.“ Wird ein bestehendes TikTok-Profil nachträglich auf „privat“ umgestellt, müssen alle fremden FollowerInnen einzeln entfernt werden.

Eltern haben über ihr eigenes Smartphone die Möglichkeit, die TikTok-Nutzung der Kinder zu regulieren. Über einen „begleiteten Modus“ können Eltern verschiedene Einstellungen im Konto ihrer Kinder vornehmen und sichern. Dazu muss die TikTok-App auch auf dem Smartphone der Eltern installiert sein. Unter dem Menüpunkt „Digital Wellbeing“ können Eltern dann die Nutzungszeit, Kontaktmöglichkeiten und angezeigte Inhalte einschränken: „Diese Optionen unterstützen Eltern in ihrem Erziehungshandeln, sind aber kein Ersatz für ihre Begleitung!“ betont Iren Schulz. Der „kompass-social.media“ von jugendschutz.net bietet Eltern eine Bewertung der Risiken und eine Übersicht zu den Sicherheitseinstellungen in der TikTok-App: www.kompass-social.media.

Mangelnder Jugendschutz bei TikTok
Das Mindestalter bei TikTok liegt laut AGB bei 13 Jahren. Bei der Anmeldung muss ein Geburtsdatum angegeben werden, dessen Richtigkeit der Anbieter jedoch nicht überprüft. Auf TikTok finden sich immer wieder Videos von Minderjährigen, auch unter 13 Jahren, die zu populären Songs tanzen. Verschiedene Maßnahmen des Anbieters wie die Einschränkung von Hashtags, die von pädosexuellen NutzerInnen für die Suche nach Videos missbraucht wurden, zeigten keine langfristigen Erfolge. jugendschutz.net hat im aktuellen Bericht „Sexualisierte Gewalt online“ von 2019 Belästigungen von jungen NutzerInnen auf TikTok dokumentiert. Auch in der Praxis-Info zu TikTok wird vor dem Risiko Cybergrooming gewarnt. Wenn Kinder bei TikTok sexuell belästigt wurden, können sie – in Begleitung ihrer Eltern – die TäterInnen blockieren und melden. Cybergrooming ist eine Straftat und kann bei der Polizei angezeigt werden. Dazu ist es wichtig, Beweise der Belästigung beispielsweise in Form von Screenshots zu sichern.

Foto/Quelle: Shutterstock/Sam Wordley, Schauhin