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Neues Projekt unterstützt Schüler bei Stellensuche

Jedes Jahr suchen alleine im Raum Wien rund 2.500 SchülerInnen eine Stelle für ihr Pflichtpraktikum. Im Februar haben viele schon ein Praktikum für Sommer in der Tasche, aber einigen SchülerInnen ist es noch immer nicht gelungen, einen Platz zu finden. Deshalb wird jetzt im Rahmen eines neuen, interdisziplinären Projektes an der Vienna Business School Augarten gezeigt, wie man sich – auch ohne „familiäre“ Kontakte zu Unternehmen – einen der begehrten Praktikumsplätze sichert. 

Seit letztem Schuljahr müssen alle SchülerInnen an Handelsakademien und Handelsschulen ein Berufspraktikum vorweisen, um zur Matura beziehungsweise zur Abschlussprüfung antreten zu dürfen. „Nachdem im Herbst viele Bewerbungen ausgeschickt wurden, trudeln jetzt erste Antworten ein – falls die Unternehmen überhaupt antworten. Es gibt natürlich sehr, sehr viele negative Antworten. Um manche Praktikumsplätze bewerben sich Hunderte Jugendliche. Für die Schüler ist das eine sehr, sehr große Herausforderung“, erklärt Mag. Marion Maurer. 

Die Wirtschaftspädagogin weiß, wovon sie spricht, war sie doch in ihrer früheren beruflichen Position Director für Human Resources bei McDonald’s Österreich. Um den Schülerinnen und Schülern die Suche nach dem Praktikum zu erleichtern, hat die Professorin nun gemeinsam mit engagierten KollegInnen ein Projekt ins Leben gerufen, das die SchülerInnen optimal auf den Bewerbungsprozess vorbereitet. „Die Jugendlichen setzen sich mit ihren Zielen auseinander. Sie analysieren, wo ihre Stärken liegen und finden heraus, in welchem Unternehmen sie diese am besten einbringen können“, erklärt Maurer. 

Das von ihr initiierte Projekt an der Vienna Business School Augarten nennt sie „Angenehm anders als alle anderen – Fit für den Berufseinsteig“, kurz A5. „Die Schüler werden in fünf verschiedenen Unterrichtsgegenständen von einem Pädagogenteam begleitet. Jeder unterrichtende Professor kennt seine Schüler. Durch das vernetzte Arbeiten über einen Zeitraum von mehreren Jahren können ganz individuell auf die Schüler eingehen. Das wirkt wie ein Coaching in Hinblick auf den Bewerbungsprozess“, so Maurer.


Direktor Mag. Alois Pack (re.), Mag. Marion Maurer (2.v.r.), die das mehrjährige Projekt „Fit für den Berufseinstieg“ initiiert hat, ihr Co-Projektleiter DI Gunnar Hamann, MSc (WU) (li.) sowie die Schüler Julian Milovic und Osman Öztürk (2. und 3.v.l.) und Schülerin Milesa Poisinger (2.v.r.)

Erfolgreich im Praktikum

„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir mit dem neuen Projekt A5 unsere Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen können, sich erfolgreich um Praktikumsplätze zu bewerben“, erklärt Mag. Alois Pack, Direktor der Vienna Business School Augarten. „Als Schule müssen wir darauf achten, dass die Jugendlichen im Rahmen der Praktika relevante Tätigkeiten durchführen. Wer in der Gastronomie beschäftigt ist, sollte nicht nur im Restaurant helfen, sondern beispielsweise Dienstpläne mitgestalten, Bestellungen aufgeben oder in die Lagerplanung hineinschnuppern. Praktikumsplätze, bei denen die Schüler Einblicke in organisatorische oder kaufmännische Aufgaben erhalten, sind oft schwer zu bekommen“, so Pack.

Milesa Poisinger (18 Jahre), Schülerin der 3cs Handelsschule der Vienna Business School Augarten, bestätigt, dass Praktikumsplätze heiß begehrt sind, es einen hohen Wettbewerb um die verfügbaren Stellen gibt: „Es ist mir sehr schwer gefallen, ein Praktikum zu bekommen. Viele Firmen haben gar nicht auf meine Bewerbung geantwortet, oder sie haben mir eine Stelle angeboten, die nicht bezahlt war“, so Milesa Poisinger.

Da ihre Schule eine Kooperation mit McDonald’s eingegangen ist, hatte sie schließlich über die Schule ihre Unterlagen an dieses Unternehmen übermittelt und wurde schließlich zum Gespräch eingeladen. „Wir haben das Bewerbungsgespräch in der Schule stundenlang geübt und das auch vor der Klasse geprobt“, erzählt die Schülerin. Schließlich habe ihre positive Ausstrahlung, die sie im Gespräch zeigen konnte, den Ausschlag gegeben und sie hat die Stelle erhalten. „Beim Praktikum habe ich auch kassiert und Bestellungen aufgenommen. Außerdem haben sie damals im Restaurant, in dem ich gearbeitet habe, den neuen ‚Table Service‘ eingeführt. Das war schon spannend und eine neue Erfahrung, dabei zu sein. Es war sehr anstrengend, hat aber auch richtig Spaß gemacht“, so die Schülerin, die nach dem Praktikum bei McDonald’s die Möglichkeit genutzt hat, dort weiter geringfügig zu arbeiten.

Milesas Lehrer DI Gunnar Hamann, MSc (WU) betreut eine Kooperation der Schule mit McDonald’s Österreich, die künftig sogar noch ausgebaut werden soll, so dass 30 bis 40 HandelsschülerInnen pro Jahr ihr Pflichtpraktikum bei dem Gastronomieunternehmen absolvieren können. Falls sie das möchten, können die Jugendlichen über das Praktikum in die Tätigkeit bei McDonald’s einsteigen und sich bis zur RestaurantmanagerIn weiterentwickeln.

„Sie absolvieren also nicht nur ein Praktikum, bei dem sie etwas lernen, sondern erhalten auch eine spannende berufliche Perspektive in einem globalen Unternehmen“, so Hamann. Die Unternehmenskooperation der Schule sei auch deshalb wichtig, weil Praktikumsplätze teils durch private Kontakte vergeben würden, etwa wenn die Eltern im selben Betrieb arbeiten. „Wer solche Kontakte nicht nützen kann, muss umso mehr im Bewerbungsprozess hervorstechen oder profitiert von Kooperationen der Schule mit Unternehmen“, so Hamann.

Ganz anders als bei Milesa ist der Bewerbungsprozess bei Julian Milovic (19 Jahre) abgelaufen: Der HAK-Schüler, der heuer maturieren wird, konnte Kontakte nutzen, die sich über sein Hobby ergeben haben: Er spielt Fußball, am Fußballplatz sprach er einen Freund seiner Familie an und bat ihn, ein gutes Wort bei seinem Arbeitgeber einzulegen. So kam er zu seinem ersten Praktikum bei einem Wiener Finanzamt, das er schon zwischen 1. und. 2. Klasse absolvierte.

Sein Klassenkollege Osman Öztürk (20) hat ebenfalls bereits nach der ersten Klasse ein Praktikum bekommen und es zunächst ganz klassisch mit Blindbewerbungen versucht: „Von zehn sehr aufwändigen Bewerbungen, die ich abgeschickt habe, wurde keine einzige beantwortet. Das war schon sehr schlimm für mich. Schließlich habe ich einen Bekannten gebeten, mich bei den Bewerbungen zu unterstützen, habe die Unterlagen überarbeitet und mich dann bei meiner Wunschfirma – dem Bauunternehmen IAT – nochmals mit neuen Unterlagen beworben. Ich wurde zum Gespräch eingeladen, das hat nur zehn Minuten gedauert, aber damit war das Praktikum fix“, erzählt Osman Öztürk. Er konnte bei seinem Praktikum teils auch selbständig Aufgaben übernehmen und war beispielsweise für die Buchungen im Rahmen der Warenannahme verantwortlich, oder für Hotelreservierungen, die für Dienstreisen gemacht werden mussten. Sowohl er als auch sein Kollege Julian Milovic waren „sehr zufrieden“ mit der Bezahlung ihrer Praktika.

Tipps für die Bewerbung ums Praktikum

Doch was ist ausschlaggebend, um sich ein Praktikum zu sichern? Gerade Praktika bei Finanzdienstleistern, Steuerberatern, im Marketing und in der Werbung sind heiß begehrt. Aber auch in anderen Bereichen gibt es einen starken Wettbewerb um offene Stellen. Mag. Marion Maurer und ihre KollegInnen Mag. Claudia Tusek und DI Gunnar Hamann, MSc (WU), die das Projekt A5 gemeinsam leiten, geben vor allem zwei Empfehlungen:

1.    SchülerInnen müssen wissen, was sie können und was sie wollen. Und sie müssen in der Lage sein, dieses Können auf einer konkreten Ebene darzustellen. „Nur eine positive Eigenschaft zu nennen – etwa zu sagen, man sei verantwortungsbewusst – ist nicht spannend genug, um aus der Masse an Bewerbungen hervorzustechen. Viel spannender ist es, wenn jemand sagen kann ‚Ich bin seit Jahren Kapitän der Fußballmannschaft und habe daher schon früh Verantwortung übernommen.‘“, so Maurer.

2.    SchülerInnen müssen wissen, bei welchen Unternehmen sie sich bewerben: Was macht das Unternehmen, wodurch zeichnet es sich aus, warum ist es das „richtige“ Unternehmen gerade für mich? Und nicht zuletzt: Wer sind die Ansprechpartner, bei denen man im Bewerbungsprozess nachhaken kann.

Foto: Vienna Business School Augarten